StudiVZ: Kopiert und mit den selben Problemen

November 29, 2006

Jetzt kann ich mich dem Thema, dass die Blog-Szene im Moment durchgeistert auch nicht mehr wiedersetzen. Es geht um die Internetseite http://www.studivz.net.

StudiVZ ist eine Web 2.0 Plattform aus Deutschland. Als Student (für die es anfänglich gedacht war) und für andere junge Leute ist diese Seite eine tägliche Anlaufstation. Man kann Freunde hinzufügen, Gruppen beitreten und Nachrichten untereinander schreiben. Außerdem gibt es da noch das „Gruscheln“, eine Art und Weise ein nettes Hallo los zu werden, ein Zwitter aus den Worten „Grüßen“ und „Kuscheln“, zumindest meinem Verständnis nach – ich lasse mich gern korrigieren.

Die Idee der StudiVZ-Gründer ist nicht neu, viele gehen sogar davon aus, dass es sich bei StudiVZ.net um eine dreiste Kopie des amerikanischen Vorbilds „Facebook“ handelt, dass sich hier in den US immer größerer Beliebtheit erfreut, aber, ähnlich dem StudiVZ in Deutschland, auch immer mehr in die Kritik gerät.

In den USA benutzen Studenten ihre Uni-Mail-Adressen während ihrer Zeit an der Universität, in Deutschland ist das nicht so. Von daher konnte sich das StudiVZ nie so sehr abgrenzen, wie es Facebook in den USA getan hat. Aber selbst das US-Vorbild kann sich aus wirtschaftlichen Gründen nicht weiterhin nur den Akademikern dieser Welt öffnen und schaltete vor einem Monat auch alle anderen Adressen für die Anmeldung frei.

Die Idee von Web 2.0 ist das sogenannte „Socializing“, die Interaktion (im Vergleich zum normalen „nur-lesen“). User sollen sich unterhalten, Bilder einstellen, Kommentare schreiben, interagieren. Das diese Interaktion in vielen Fällen auch zu weit geht, zeigt die „Stalker“-Debatte, die um das Facebook-Portal geführt wird. Viele Studenten geben ihre vollen Adressen an und können so sehr leicht ausspioniert werden. Skandale, von denen StudiVZ bis jetzt verschont geblieben ist, gab es in den USA zudem, als heraus kam, dass sich Unis und Firmen Informationen über ihre Studenten/Bewerber aus dem Facebook holten.

Mittlerweile ist StudiVZ soweit, dass der „Stalker“-Ruf auch in Deutschland zu hören ist. Bestes Beispiel hierfür ist eine Gruppe, in der es darum geht, nette weibliche User zu suchen.

„Wer eine wirklich fotogene Frau im Studiverzeichnis gefunden hat, teile uns dies doch bitte mit. Bitte gebt Vor- und Nachnamen sowie die jeweilige Uni an. (link zur Gruppe)“

Viele werden jetzt sagen, dass man sich nicht so anstellen soll. Selbst die Gruppe bemitleidet sich selbst auf ihrer Gruppenseite.

Journalistische Kampagnen gegen das StudiVZ benutzen nun auch die Gruppe ***** als Spielball , um dem Blog ans Leder zu gehen. Beiträge hier wurden aus dem Zusammenhang gerissen und sehr negativ dargestellt, die Autoren wurden so schlecht verschleiert, dass man diese mühelos erkennen kann.

Bei Blogbar kann man die ganze Geschichte nachlesen und ich muss sagen, es ist schon ziemlich krass. Nicht nur, dass die meisten Sprüche tief unter der Gürtellinie platziert waren, Frauen wurden auch ahnungslos zu Miss Wahlen „angemeldet“ und „gemeinschaftlich“ von den Mitgleidern gegruschelt. Eine „Miss“ verließ daraufhin das StudiVZ, was nicht verwunderlich ist.

StudiVZ ist im Vergleich zu Facebook noch sehr jung, muss aber mit einem massiven User-Ansturm klar kommen. Als ich mich im Juli angemeldet habe, waren gerade mal 200.000 Studenten „eingeschrieben“. Mittlerweile hat die Seite die 1.000.000-Grenze geknackt – und kein Ende ist in Sicht.

StudiVZ ist in letzter Zeit immer wieder in die Schlagzeilen gekommen. So sehr, dass sich schon Spiegel Online dem Thema angenommen hat – und das will was heißen. Mitgründer Ehssan Dariani tut sich immer mal wieder durch seine „lustige“ Art hervor, wenn er privates und geschäftliches verbindet – meist in Form von kleinen Videos im StudiVZ angegliederten Blog. Diese Videos haben an sich nichts mit der Plattform zu tun, sondern werden von Dariani benutzt, um seine Person in den Vordergrund zu stellen.

Das Watchblog der FU Berlin sagt dazu:

StudiVZ kommt nicht aus den Negativ-Schlagzeilen heraus. Nachdem der Betreiber des Online-Studentennetzes, Ehssan Dariani, erst vor kurzem wegen seiner “Nazi-Satire” und Spanner-Handy-Foto-Shots in die Kritik geraten war, walzt sich nun ein weiterer Skandal um StudiVZ von der Blogosphäre ausgehend bis in die Mainstreammedien. (FUwatch)

Die Sicherheitslücken sind jedoch das eigentliche Problem der schnell wachsenden Seite. Über pubertierende Betreiber kann man ja noch hinweg sehen (man muss schließlich nicht das Blog lesen), wenn es aber um die Geheimhaltung persönlicher Daten geht, ist Vorsicht geboten. Blogs quer durch die Republik beschäftigen sich seit ein paar Tagen mit dem Thema, nachdem bekannt wurde, dass StudiVZ einem „Phishing“-Angriff zum Opfer gefallen war, scheinbar ohne großartige Abwehrmechanismen eingeleitet zu haben, oder haben zu können.

Parallel dazu schwelt ein “Dauer-Skandal” um die fragwürdige Datenschutzpolitik von StudiVZ. Sicherheitsmängel erlauben den Zugriff auf private Daten der Benutzer (…). Wie heise Security (…) berichtete war StudiVZ am 27.11. offenbar von 12 Uhr bis zum Abend komplett offline. Grund war eine Phishing-Attacke, mit der die Angreifer sich Zugriff auf die Daten der StudiVZ-Nutzer zu verschaffen versuchten. Laut StudiVZ waren 32 Nutzer direkt betroffen. Um weiteren Datenklau zu vermeiden, wurde die Seite dann einfach komplett offline geschaltet. (FUwatch)

Für Leute, die noch weiter lesen wollen, hier einige Links zu den Blog-Artikeln und Spiegel online:

StudiVZ – Der Hitler-Screenshot und der Käufer Facebook (Blogbar)

StudiVZ gruschelt sich immer tiefer in den Sumpf (FUwatch)

StudiVZ: 700 Stalker und der Datenschutz (Blogbar)

StudiVZ: Heise Online mit diversen Updates (Beta2)

StudiVZ: Sicherheitsbedenken sind mehr als begründet (Beta2)

StudiVZ: Home of Stalking? (Customer of Hell)

Peinliche Pannen bringen StudiVZ in Verruf (Spiegel online)

Sex-Stalker im Studentennetz (Spiegel online)

UPDATE: Wie Deutschlands heißestes Start-Up vor die Wand fährt. (Die Welt)

DerGerechtigkeit halber sollen aber auch die Gründer von StudiVZ zu Wort kommen:

StudiVZ Blog

Interview bei Spiegel online

Mein Tipp wäre zudem, nicht zuviele persönliche Details im StudiVZ bekannt zu geben, gerade sensible Informationen wie die E-Mail Adresse oder Handynummer haben dort wirklich nichts zu suchen. Und auch ICQ und Skype werden gerne mal benutzt, um Leute zu belästigen. Da StudiVZ eine Nachrichtenfunktion und die allseits beliebte Pinnwand besitzt, sollten keine weiteren Kommunikationswege von Nöten sein.

Für Leute, die ganz sicher gehen wollen, dass ihre Daten nicht missbraucht werden, wäre noch zu empfehlen, den StudiVZ-Account zu löschen.

Aber selbst da gibt es mittlerweile Zweifel, ob der Account dann wirklich „weg“ ist, oder nur irgendwo auf Halde liegt und nur darauf wartet, in irgendeiner Weise ausspioniert oder missbraucht zu werden.

Es bleibt spannend im Web 2.0! Mal sehen was noch kommt.


101 of New York

November 28, 2006

Mit 101 werden in den USA Einführungskurse bezeichnet, die man meist im ersten Jahr der Unikarriere nimmt. Ich hab so einen (Introduction to American Politics) für den ich eigentlich jetzt gerade ein Paper schreiben sollte. Aber Professor sind nicht so dankbare Leser, wie Blog-Mitverfolger, deshalb schreib ich lieber was fürs Tagebuch.

101 ist aber auch die Anzahl der Blogeinträge in auf dieser Seite. Bzw. dies ist der 101ste Eintrag seitdem ich vor knapp einem Jahr erfahren habe, dass ich mein Auslandssemester in den USA verbringen würde. Und zur Feier des Tages, oder eher des Eintrages, will ich mal Christiane und meine New York-Episode niederschreiben.

Fangen wir klassisch an: Alles began an einem kühlen, sonnigen Montag morgen, der letzte Hahn hatte noch nicht gekräht und die Dusche tat gut, oder zumindest wurde man davon wach. Der Koffer stand gepackt an der Tür und so konnte es los gehen – 570 Kilometer trennten uns von der großen Stadt New York.

Der Jeep war vollgetankt und wir beide nach Bagels und Kaffee fit für die lange Fahrt. Zunächst ging es durchs virginianische Hinterland richtung Interstate 95, die uns den ganzen Weg bis zum Big Apple begleiten sollte. Der Jeep surrte munter vor sich hin und die Vögel zwitscherten wahrscheinlich, weil Vögel das nunmal machen. Auf der I-95 gab dscf3216.JPGich „Schub, Rakete“ und hat in wenigen Sekunden die Reisegeschwindigkeit von unglaublichen 65 mph (ca. 105 km/h) erreicht. Tempomat rein geknallt und let the good times roll. Vorbei an Washington, Baltimore und Philadelphia ging es dann nach NYC. Sollte jemand die Strecke mit dem Auto hinter sich bringen wollen, bitte ich darum, Kleingeld mitzunehmen. Denn nach Washington ist die I-95 meist ein Turnpike, sprich eine Maut-pflichtige Autobahn. Mit kanpp 20 Dollar ist man dabei.

Penn StationNach sieben Stunden Fahrt stellten wir den Jeep in South Orange, New Jersey ab und machten uns zu Fuß auf den Weg zur Zugstation. Nach kurzer Wartezeit rollte der Zug ein und wir machten es uns bequem. An der Penn Station betraten wir erstmals New Yorker Grund und Boden. Von dort aus ging es mit der U-Bahn Linie 1 bis zur 110ten Straße, von wo aus wir drei Blocks laufen mussten, um zu unserem Hostel zu gelangen.

Das Hostel

Das Westside Inn Hotel & Hostel liegt an der 107ten Straße, Ecke Broadway und damit an der Upper Westside, links neben dem Central Park. Mit der U-Bahn 1 sind es knapp zehn Minuten bis zum Times Square. Man kann sich also vorstellen, dass ich auf einiges gefasst war, denn wir würden nur 35 Dollar pro Person/Nacht bezahlen – und das in einem Doppelzimmer und ziemlich zentraler Lage. Wir bekamen zwei Schlüssel und sollten uns ein Zimmer aussuchen. Das fiel uns etwas schwer, denn beide Zimmer waren scheiße, also nahmen wir das, was weniger scheiße war.

Irgendwo müssen die günstige Preise ja herkommen. Die in Plastik eingehüllte Matraze und das halb rausgerissene Schloss ließen erahnen, wieso man nur 35 Dollar pro Person bezahlen muss. Der Blick ging in einen pittoresken Hinterhof – malerisch insofern, dass er lange keinen Maler, geschweige denn Tageslicht gesehen hatte. Dafür gehörte ein Fernseher zur Grundausstattung, ebenso eine Neonröhre an der Decke – wow.

Und trotzdem wuchs uns das Hostel schnell ans Herz, vor allem als wir in einer mitternächtlichen Aktion ob einer fehlenden Heizung im ersten Zimmer in ein anderes umziehen durften, diesmal mit echter Matratze, Sonnenlicht und mehr Platz; die Neonröhre blieb aber trotzdem die einige Lichtquelle, abgesehen von der Duftkerze die wir gegen den merkwürdigen Geruch im ersten Zimmer gekauft hatten.

Da es im Winter in New York kalt werden kann, hatte dieses Zimmer auch eine Heizung. Leider wurde diese irgendwo im Keller zentral gesteuert und bollerte eine halbe Stunde vor sich hin bis die Raumtemperatur 50 Grad betrug, um sich dann für Stunden am Stück abzuschalten, bis man fast seinen eigenen Atem sehen konnte.

Die Badezimmer waren sauber und mussten geteilt werden, aber das war absolut kein Problem.

Der erste Abend – Leuchtreklame und Little Italy

Gleich nach dem Einzug ins Hostel machten wir uns auf den Weg die große Stadt zu erforschen. Eigentlich hatten wir beiden nur Hunger, aber erforschen klingt so viel spannender. Wir erforschten also Chinatown und waren enttäuscht, weil alle Läden schon dicht gemacht hatten. Also erforschten wir die Speisekarte und fanden ein kleines italienisches Restaurant mit akzeptablen Preisen. Die Preise für Essen in New York sind für mich eh ein Phenomen, denn scheinbar muss man (bis auf am Times Square) nirgends den Touristenzuschlag bezahlen. Und so hatten wir das Glück leckere Nudelgerichte, Brot, Wein und Wasser für knapp 50 Dollar zu bekommen. Natürlich fuhren wir mit der U-Bahn auch zum Times Square, und wenn es nur auf dem Grund war, dass man später sagen kann: „Da war ich schon mal.“

Times SquareTimes Square ist einfach nur bunt, riesig, laut und eng, außerdem sind alle Touristen dort unterwegs, egal zu welcher Zeit man dorthin geht. Wir machten also ein paar Bilder, schauten uns den riesigen Toys’R’Us Laden an und fuhren nach Hause, da wir beide ziemlich müde von der langen Fahrt und dem frühen Aufstehen waren.

Der zweite Tag – Gucci, mal echt, mal nicht

dscf3287.JPGWir verschliefen gekonnt und wachten erst um 12 Uhr Mittags auf. Da die Sonne schon um 16 Uhr untergeht, blieben uns nur vier helle Stunden, die wir mit einem Spaziergang entlang der 5th Avenue (Apple Store, Rockefeller Center, St. Patrick’s Church, Cartier, Gucci, Saks etc.), vorbei an der Grand Central Station und runter bis nach Chinatown nutzten. Den Abend zuvor war die Stadt der Chinesen wie ausgestorben, am hellichten Tag bot sich aber ein ganz anderes Bild. Die Canal Street, eine der größeren Straßen in Chinatown war zugestopft mit Menschen und kleinen Geschäften, die allerlei Ramsch verkauften. Bei genauerm Hinsehen merkten wir, dass es sich dabei meist um gefälschten Ramsch handelte, Gucci-Brillen für 10 Dollar hingen neben Rolex-Uhren für 20.

dscf3325.JPGDann sprach uns eine Asiatin von der Seite mit „You wanna purse or handbags? Yes?“ und wir bejahten und folgten ihr aus reiner Neugier. Von der lebhaften Canal Street ging es in eine dunkle Seitestraße a la „Der Pate“ und dann in ein noch dunkleres Gebäude, in dem wir sechs Etagen erklimmen mussten und dann durch eine Näherei geführt wurden. Wir kamen uns vor, als wären wir Drogenhändler auf dem Weg zu einem großen Deal. Die nette Dame öffnete eine Holztür und vor sich erstreckte uns ein niedriger Raum, der bis unter die Decke mit Gucci, D&G und Louis Vuitton Taschen und Geldbörsen vollgestopft war. „Very nice“, fanden wir und kauften ein Portomonaie, allein schon um endlich wieder gehen zu können. Auf dem Rückweg durch die Näherei endeckte ich weitere Holztüren und eine Näherin, die gerade an einer Louis Vuitton Tasche nähte. Auf dem Weg nach unten kamen uns Scharen von Menschen entgegen, immer angeführt von einer Asiatin – und verschwanden in weitere Holztüren auf allen Etagen.

Um uns herum, mitten in New York, unter den Augen der Polizei und sämtlicher Zollbehörden, florierte hier der Verkauf von gefälschter (oder geklauter Markenware). Bei näherem Hingucken konnte man sogar Exemplare in den ganz normalen Läden an der Canal Street finden.

dscf3357.JPGNach einer kurzen Ausruhphase im Hostel machten wir uns abends wieder auf den Weg nach Downtown Manhattan. Wir guckten uns das 9/11-Loch an und spazierten dann am Hudson River bis hinunter zum Financial District und der Wallstreet. Vor dort aus, nach einem heißen Kaffee-Milch-Mischgetränk bei Starbucks wanderten wir über die Brooklyn Bridge und machten Panorama-Fotos von der nächtlichen Skyline. Von Brooklyn aus nahmen wir die U-Bahn nach Hause.

Und hier noch ein schneller Tipp: Wenn ihr in New York seid und über die Brooklyn Bridge laufen wollt, dann nehmt die Bahn nach Brooklyn und lauft zurück nach Manhattan. Wieso? Na, weil ihr dann (im Gegenteil zu uns) die Skyline immer vor euch habt – klingt logisch, oder?

Zum Abschluss des Abends holten wir uns ein riesiges Pizza-Rad, was aufgrund steigendem Hungerpegels aber rasch den Weg in die Magengegend fand. Bei bollernder Heizung und fast tropischen Temperaturen schliefen wir totmüde ein.

Der dritte Tag – Endlich Wasser unter’m Kiel

dscf3468.JPGTag Drei hatte Christiane schon geplant, als sie wusste, dass wir nach New York fahren würden. Ok, ich gebe zu, man sollte die Freiheitsstaue besucht haben, wenn man in NYC war, aber irgendwie schreckte mich die Vorstellung von langen Besucherschlangen und fotowütigen Touristen ein bißchen ab. Und trotzdem (und im Nachhinein bereue ich es nicht) ging es mit der Fähre nach Liberty Island, nicht ohne vorher einen Flughafen-ähnlichen Sicherheitscheck durchlaufen zu haben; man musste sogar den Gürtel ausziehen, es könnte ja sein, dass es ein paar Terroristen auf die Fähre schaffen und dann die Freiheitsstatue versuchen zu erwürgen, mitzusammengeknoteten Gürteln. Beängstigende Vorstellung.

Die Überfahrt war kurz und kalt, bot aber die Möglichkeit ein paar schöne Aufnahmen von Manhattan zu machen. Und selbst das miese Wetter passte gut und ließ die New York sehr typisch aussehen. Wir machten natürlich auch zahlreiche Fotos an der Freiheitsstatue und fuhren dann weiter nach Ellis Island. Diese kleine Insel unweit von Liberty Island war zwischen 1890 und 1924 der erste Anlaufpunkt für ungefährt zwölt Millionen Einwanderer. Hier wurden sie entweder eingelassen, oder wieder nach Hause geschickt. Das Museum erzählt die Geschichte dieser Menschen und ist auf jeden Fall einen Besuch wert, allein schon, weil das 11,50 Dollar teure Ticket für Liberty und Ellis Island gültig ist.

dscf3547.JPGDanach ging es mit der Fähre und U-Bahn wieder ins Hotel, wo wir vor dem Fernseher einschliefen. Der Elan möglichst viel von der Stadt gesehen zu haben trieb uns dann aber wieder raus in die novermberliche Kälte von Manhattan. Wir spazierten ziellos rum und kamen am Rockefeller Center an, wo wir uns die Eislaufbahn und die beleuchteten Engel anguckten, die aus dem Film „Kevin allein in New York“ bekannt sein sollten.

dscf3573.JPGIn unmittelbarer Nähe des Times Square fanden wir dann noch ein nettes BBQ-Restaurant und sehr zu meinem Erstaunen bestellte Christiane, wie ich, einen Cheesburger, der im Endeffekt die Größe eines Kleinwagens hatte. Und wieder war es lecker und günstig, kulinarisch und preislich kann sich New York wirklich sehen lassen. Mit der Linie 1 ging es ins Bett.

Der vierte Tag – Aufblasbare Schwämme und hähnchenhafter Truthahn

Donnertag war eingentlich als letzter Tag in NYC geplant, es sollte sich dann aber doch am Freitag herausstellen, dass uns die Stadt nicht loslassen wollte. Donnertag war außerdem Thanksgiving. Das heißt in allen Teilen des Landes mit Freunden und Familie zusammensitzen und Truthahn essen; in New York heißt das außerdem aufblasbare Riesenhunde und anderes Getier bestaunen.

dscf3605.JPGAn Thanksgiving in New York feiert das Kaufhaus Macy’s seit 1924 die „Macy’s Thanksgiving Day Parade“ an der neben zahlreichen Musikkapellen und Cheerleader Gruppen aus den ganzen USA eben auch die riesigen aufblasbaren Comicfiguren teilnehmen. dscf3608.JPGDas wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Aber ein Blick aus dem Fenster bestätigte meine Befürchtung – es regnete Bindfäden. Also packten wir uns warm und halbwegs wasserdicht ein und u-bahnten uns den Weg zur Gegend um die 59ste Straße. Die Parade verläuft entlang der westlichen Seite des Central Parks, nimmt dann den Broadway Richtung Downtown und endet vor der Macy’s Filiale an der 34sten Straße. dscf3620.JPGManche Leute hatten schon mitten in der Nacht die besten Plätze reserviert und so mussten wir erst einige Straßen laufen, um einen guten Platz zu erwischen. Nach viel Fotos von aufgeblasenen Comicfiguren schlenderten wir halbnass durch die Gegend und machten uns dann auf den Weg ins Hostel, um zu trocknen und uns für den Thanksgiving-Abend fertig zu machen.

Zum Abendessen waren wir nämlich bei Pierre, einem Komilitonen von mir, und seiner Schwester, die in Greenwich Village wohnt, eingeladen worden. Erst sollte das Ganze um 15 Uhr in Brooklyn stattfinden, bei einer Freundin von Pierres Schwester. Dann wurde es auf 18 Uhr verschoben, dann aufgrund von Krankheit eines Essens-Teilnehmers auf Freitag verschoben. Wir waren natürlich ziemlich enttäuscht, dass das Dinner ausgefallen war. Scheinbar waren Pierre und seine Schwester Marie genauso enttäuscht und so entschlossen sie sich zu einem kleineren Abendessen in Manhattan.

dscf3663.JPGEs gab zwar keinen Truthahn, sondern Hähnchen. Dafür war das sehr lecker, unser mitgebrachter Wein war auch gut und die gekauften Kürbis- und Apfelkuchen waren ein Traum. Zudem bekamen wir einen guten Eindruck von Wohnungen und Wohnungpreisen im Herzen von New York. Marie wohnte auf knapp 40 qm mit einer weiteren Schwester von Pierre zusammen. Die Wohnung bestand auf zwei Mini-Schlafzimmern, einem winzigen Bad, einem Flur/Küche und einem kleinen Ess/Wohnzimmer. Und jetzt kommt’s: das ganze kostet knapp 2500 Dollar Miete im Monat. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Da ist es fast günstiger sich in einem Hostel langfristig einzumieten, da muss man wenigsten nicht auch nch Strom und Wasser bezahlen.

Vollgegessen und leicht besoffen fuhren wir nach Hause, um noch genug Schlaf zu bekommen, damit die Rückfahrt in Angriff genommen werden konnte. Der eigentlich Plan war ein kurzes Frühstück, dann eine Mini-Shopping-Tour die 5th Avenue runter und dann mit dem Zug nach New Jersey, um so gegen zehn Uhr abends wieder in Charlottesville zu sein. Doch es kam etwas anders als geplant.

Der letzte Tag – Black Friday und Fernlichtprobleme

dscf3756.JPGUm elf Uhr mussten wir aus dem Hostel sein, konnten aber unser Gepäck dort lassen. Gefrühstückt wurden dann Bagels mit Ei, Käse und Bacon, um Kraft für den anstrengenden Tag zu sammeln. Wieder war es die altbekannte Linie 1, die uns in das kommerzielle Herz Manhattans trug. Und an keinem anderen Tag des Jahres schlägt dieses Herz so laut und schnell wie am „Black Friday“. An diesem schwarzen Freitag, der so heißt, weil viele Einzelhändler zum ersten Mal in die schwarzen Zahlen kommen, beginnt in den USA der vorweihnachtliche Kaufrausch. Viele Läden machen schon um fünf Uhr morgens auf, schließen dafür aber schon um ein Uhr mittags. Überall gibt es Rabatte und Sonderangebote, man wird fast von roten „Sale“-Schildern erschlagen. Die Amerikaner nehmen für diesen Freitag meist Urlaub, um schon die ersten Weihnachtsgeschenke bzw. – schnäppchen zu ergattern; entsprechend überfüllt war, vor allem auf der 5th Avenue.

dscf3767.JPGAlso kehrten wir der Prachtstraße schnell den Rücken und begaben uns auf die Suche nach Mitbringseln für die Familie und Freunde. Und was schenkt man am besten? Natürlich das obligatorische „I love New York“-T-Shirt, welches es an jeder Ecke zu kaufen gibt. Wir machten uns schon sorgen, dass wir am Flughafen wie Schmuggler aussehen würden, die versuchen zig T-Shirts ausser Landes zu schaffen. Außerdem kauften wir noch Bleistift und Postkarten, die aber noch immer nicht losgeschickt wurden – aber ich kümmer mich drum, bevor ich nach Deutschland zurück fliege. Gegen drei Uhr nachmittags wurde es langsam kalt und nach einem Abstecher in den Central Park war es dann Zeit den Big Apple zu verlassen. Von der Penn Station nahmen wir den Zug nach Jersey und mühten uns, in South Orange angekommen, den Berg zum Auto hoch. Der eine Koffer war merklich schwerer geworden.

Der Jeep startete nach einigem Murren ob der langen Standzeit und wir machten uns auf den Heimweg – knapp sechs Stunden später als geplant. Zumindest mussten wir uns keine Sorgen mehr um Verkehr machen, die Interstate war aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit und des Brückentages ziemlich leer. Nach einem versehntlichen Umweg von 60 km waren wir dann richtig und tuckerten nach Hause. In Fredricksburg verließen wir dann die I-95 und fuhren Überland zurück nach Charlottesville. Das Fernlicht am Jeep entpuppte sich während dieser Fahrt als Witz. Die Baumkronen am Straßenrand wurden wunderbar angeleuchtet, die Straße blieb größtenteils im Dunkeln. Wenigstens waren die Rehe, die zu Millionen am Rand standen nicht so doof und wollten sich mit einem ausgewachsenen Jeep messen. Um drei Uhr morgens kamen wir dann wieder an der Uni an und schliefen, soweit ich mich erinnern kann, ziemlich schnell ein.

pano_manhattan.jpg

Fünf Tage New York können ganz schön schlauchen, vor allem wenn sich das Gefühl einschleicht, dass man nicht mal ein Prozent gesehen hat. Anfänglich gefiel mit die Stadt überhaupt nicht, zu groß, zu hoch, zu laut, zu hektisch. Aber wenn man sich an die Geschwindigkeit der Stadt gewöhnt hat dauert es nicht lange und sie wächst einem ans Herz. Gerade in der (Vor)Weihnachtszeit ist New York besonders schön, wenn die großen Kaufhäuser ihre Fassaden und Schaufenster schmücken und man überall besinnliche Musik hört. Meiner Meinung nach kann die Stadt aber zu keinem Zeitpunkt im Jahr Paris das Wasser reichen, ich bin mir nicht mal sicher, ob man die Städte überhaupt vergleichen kann und sollte.

Uns beiden hat es aber mehr als gut gefallen, vor allem, weil wir viel auf Achse waren und nicht nur die touristischen Höhepunkte durchgezogen haben, sondern auch ein bisschen vom Alltag im Big Apple mitbekommen durften.

Um wie die meisten Blogeinträge über New York zu enden, hier ein Ratschlag. Egal wie lange man nach New York fährt, wenn man die Stadt verlässt wird man jedem erzählen, dass diedort verbrachte Zeit zu kurz war. Leute, die für ein langes Wochenende dort waren, werden sagen, dass man mindestens eine Woche in NYC einplanen sollte. Solche, die für volle sieben Tag dort waren, werden meinen, dass zwei Wochen Minimum Plicht sind. Ich glaube persönlich, dass sich New York nicht auf einmal erleben läßt, sondern eine Stadt ist, in die man zurück kehren muss, um wirklich viel zu sehen. Das werden wir sicherlich irgendwann tun, wenn die Lust und das Geld da sein sollten.

So, und nun widme ich mich wieder der Arbeit für die Uni. Christiane ist zu Hause, Urlaub ist vorbei; aber bald ist schon Weihnachten – immerhin.

bild1.jpgEDIT: Wie sich das für den 101. Beitrag gehört, haben heute 101 Leser dieses Blog angeklickt. Das freut mich und bringt mich endlich wieder in die Top100 der WordPress-Blogs – nur ganz knapp hinter dem Japan-Tagebuch meines Ex-Mitbewohners Christian.


Über den Wolken auf dem Boden der Realität

November 26, 2006

Tja, so schnell kann’s gehen. Schon bin ich wieder alleine. Einziger Vorteil: es sind nur noch 20 Tage bis ich wieder in Dortmund aufschlage – also nicht absturztechnisch, hoffentlich. Kann eh nicht sein, denn ich lande in Düsseldorf.

Heute mittag hab ich Christiane nach Washington gebracht und zack, vorbei waren knapp drei Wochen, in denen ich mich wie im Urlaub gefühlt habe. Und das hatte nichts mit dem Wetter, oder dem „Keine-Uni-haben“ zu tun, sondern mit der netten Dame, die nicht von meiner Seite weichen wollte und konnte und von der ich auch gar nicht wollte, dass sie weicht – so jemals halt.

Leider ist sie dann mit Air France von meiner Seite gewichen und die nächsten drei Wochen werde ich wieder alleine sein. Das Komische an der Sache ist, dass Christiane nur zweieinhalb Wochen hier war und mir alles so fremd vorkommt ohne sie. So fast als ob die University of Virginia nicht meine, sondern unsere Auslandsuni ist. Irgendwie ist sie das ja auch; Christiane hat nämlich in der Zeit hier eine Verwandlung durchgemacht, die ich (und vor allem sie) nicht für möglich gehalten hätte. Der Höhepunkt war, dass sie sich gestern abend im Buchladen der Uni doch glatt aus freien Stücken, ohne Waffengewalt, eine UVa-Kappe gekauft. Außerdem kam ab und zu der Spruch: „Ach, so schlimm ist das hier gar nicht. Irgendwie find ich es sogar ganz schön.“

Es ist auch schön hier, nicht umsonst ist Charlottesville eine der Städte in den USA, in denen es sich laut irgendeiner wichtige Zeitschrift am besten wohnen und leben lässt.

Richtig schön war es hier vor allem weil und während Christiane da war. Wir haben die Zeit so intensiv genutzt; Washington, Strandurlaub, Kultur, Uni und Thanksgiving in New York in nur zweieinhalb Wochen muss uns erstmal jemand nachmachen.

Im Moment dürfte Christiane irgendwo über dem Atlantik dahin fliegen bzw. dahin schlafen. In nur 20 Tagen geht es mit genauso. Bis dahin steht sehr viel Arbeit ins Haus. Eigentlich genau jetzt auch schon. Aber diesen Satz schreib ich noch zu Ende. So, geschafft.

Ach, einer geht noch.

Danke, mein Schatz, für die wunderbare Zeit, die du mit mir hier erlebt hast und die ich nur durch dich erleben durfte. Wir sehen uns in knapp 20 Tagen wieder, also so ziemlich gleich irgendwie. Bis nachher, mein Schatz. Ich liebe dich.


5th Avenue Eintrag

November 21, 2006

Wir beide im Apple Store5th Avenue, Ecke 59th Street – der glaeserne Applestore. Hier koennen wir ins Netz und E-Mails checken. Unlaublich, wie abhaengig wir mittlerweile davon sind. Ausserdem muessen wir gucken, wo wir H&M finden, weil wir beide warme Handschuhe und Muetzen vergessen haben – typisch.

Die Fahrt war lang (7,5 Stunden), aber nicht allzu anstrengend, da wir keinen Stau oder andere Rueckschlaege wegstecken mussten; und auch das Auto hat wunderbar durchgehalten..

Unser Hostel liegt super, weist aber einige Schwaechen auf. Plastikmatratzen und eine schlecht funktionierende Heizung sind dabei die Hauptlaster, die wir aber durch einen Zimmerwechesel mitten in der Nacht ausmerzen konnten..

Es ist bitterkalt, dafuer gab es aber gestern leckere Nudeln beim Italiener in „Little Italy“, wo sonst. Seit drei Monaten die ersten richtigen Nudeln und ein gutes Glas Wein. Davor waren wir noch am unglaublich hellen (nachts) Times Square und sind ein bisschen mit der Ubahn durch die Gegend gefahren..

Heute steht dann die 5th Avenue und Downtown Manhattan (Chinatown, SoHo etc.) auf dem Plan. Die Sonne scheint, und trotz der knapp fuenf Grad ist es gut auszuhalten..

Sollten wir noch mal am Apple Store vorbei kommen (und das werden wir, dafuer sorge ich), schreiben wir noch mal was kurzes. Wobei, ich merk grad, das war jetzt gar nicht so kurz.


Neuer Alltag zu Zweit

November 20, 2006

In knapp acht Stunden geht es los; New York wartet! Da ich aber eh nicht vor Mitternacht schlafen kann, will ich mal eben noch kurz die vergangene Woche im Schnelldurchgang zusammenfassen.

Bekloppte im VorlesungssaalDie Woche hier mit meiner Christiane an der Uni ist verdammt schnell rum gegangen, vor allem, weil wir jeden Tag irgendwas (nach der Uni natürlich) gemacht haben. Meistens waren wir mit dem Auto unterwegs und haben die Gegend erkundet, oder auch nur die nächste Einkaufsmöglichkeit gesucht.

Gourmets unter sich - Martin und Christiane beim ur-amerikanischen Football!Martin (der münsteraner Münchener hier) und Christiane verstanden sich die ganze Zeit über prächtig, vor allem, weil beide kein gutes Haar an den Amerikanern ließen, bzw. an der amerikanischen Art der Lebensmittelzubereitung. Martin hatte sich schon immer beschwert, dass ich essenstechnisch überhaupt nicht deutsch bin, weil ich mich noch nicht einmal nach einem „guten deutschen Brot“ gesehnt habe. Wieso auch, ich bin mit Weißbrot absolut zufrieden.

Die beiden Gourmets waren und sind alles andere als zufrieden und so konnte jede amerikanische Essgewohnheit niedergemacht werden; ich als Verfechter der Fast Food-„Kultur“ tat mich schwer, die beiden vom US-Essen zu überzeugen – nur Bagels, da sind sich alle einig, sind super. Aber auch nur, wenn sie von „Bodo’s Bagels“ kommen – und Bodo ist ja irgendwie ein deutscher Name.

Vorlesung oder StudiVZ?Christiane begleitete mich zu sämtlichen Kursen und hatte sofort am Montag das Glück einen Gastvortrag in meinem Deutsch-Seminar zu hören. Thema dort: Mode in Berlin, oder wie die Europäer alles von den Amerikanern kopieren. Während bei Christiane feine Äderchen platzten, plauderte der Mode-Experte über die europäische Angewohnheit alle Trends aus den USA zu übernehmen; ließ uns Deutschen aber immerhin den Bonus, dass unsere Kopien besser sind als die US-Originale. O-Ton Christiane dazu: „Wenn ich besser Englisch könnte, würde ich dem was erzählen.“ Glücklicherweise war sie etwas zu schüchtern, um vor einer gesamten Klasse jemanden zusammen zu scheißen.

Wo wir gerade bei Englisch-Kenntnissen sind: Christiane ist ja nicht nur hier, um mich zu besuchen, sondern auch, um eben diese Sprachkenntnisse aufzufrischen. Und das kann man nirgends so gut wie in der Videothek. Also liehen wir uns ein paar Filme unter der Woche aus und guckten sie mit (englischen) Untertiteln auf Englisch – und sehr zu ihrem eigenen Erstaunen ist die Sprache doch nicht so schwer – wohl eher die erste Scheu davor sehr groß. Ab morgen, also in New York, habe ich mir vorgenommen, immer Christiane vorzuschicken, damit die Scheu noch kleiner wird.

Monticello Panorama - Jefferson’s WohnhausDa wir aber nicht die ganze Woche nur an der Uni, in der Mall oder vor dem Fernseher verbringen wollten, galt es auch ein bisschen Kultur (und ich meine richtige, alte Kultur) aufzunehmen. Wer intensiv Christian Zett’s Blog über seine Japan-Reise liest, wird feststellen, dass es dort von Museen nur so wimmelt. Und da ich dachte: Monticello an einem sonnigen Freitag„Ha, das können wir auch“, sind wir am Freitag nach „Monticello“ gefahren, dem Ort, an dem Thomas Jefferson, Gründer der University of Virginia und der dritte Präsident der Vereinigten Staaten bis zu seinem Tod 1826 gewohnt und gearbeitet hat. Ich als UVa-Student musste keinen Eintritt zahlen, Christiane dafür 14 Dollar. Happig, aber immerhin gab es dafür eine interessante halbstündige Führung durch das faszinierende Haus und zudem noch ein paar schöne Foto-Momente, denn das Wetter spielte wie immer mit.

Jetzt muss ich zeitlich ein wenig zurück springen, genauer gesagt zum vergangenen Montag. Als wir uns mit David (UVa-Student, der ein Jahr lang an der Uni Dortmund studiert hat) trafen, fragte ich gleich mal, ob er von irgendeinem Mädchen einen Studentenausweis besorgen könnte, damit Christiane mit Martin und mir zum Footballspiel am Samstag gehen könnte. Becky, eine Freundin von David, versprach uns ihren Ausweis und so kümmerten wir uns nicht mehr um Tickets (die zudem 45 Dollar kosten). Donnerstag bekam ich dann eine E-Mail, in der David schrieb, dass Becky selbst zu Spiel gehen wollte. Also Kommando zurück, wieder auf die Suche nach Tickets machen. Ich hatte Aussicht auf eine Karte für 20 Dollar, diese Aussicht löste sich aber schnell wieder in Luft auf. Nach diesen Rückschlägen hatten wir uns schon damit abgefunden einen Schwarzmarkt-Karte vor dem Stadion zu kaufen; und mächtig tief in die Tasche greifen zu müssen.

Auf dem Rückweg von „Monticello“ wollte ich Christiane noch ein bisschen von Charlottesville zeigen, verfuhr mich hoffnungslos und hörte währenddessen Radio, genauer gesagt, Gewonnen!DEN Sender für das umliegende Gebiet – 101.9 Hot FM. Nebenbei bekam ich mit, dass der Sender einen Stand vor einem Supermarkt aufgebaut hat und dort Football-Karten verlost. Also haben wir einen kleinen Abstecher dorthin gemacht, unsere Namen auf Tombolakarten geschrieben und auf ein Wunder gehofft. Das Wunder kam schnell, denn wir erhielten direkt zwei 10$-Einkaufsgutscheine für den Supermarkt. Auf die Ansage hin, wir sollten in zwanzig Minuten wieder da sein, denn dann hätten sie den Gewinner gezogen, verprassten wir die 20 Dollar im Supermarkt und als wir raus kamen, erwarteten uns zwei Footballkarten – Glück muss man haben! Somit war der Samstag dann auch gerettet, zudem gönnten wir uns noch frisches Obst für die 20 Dollar. In den USA ist das fast so teuer wie zwei Football-Karten.

Zwei Vollidioten mit Schaumstoff-Finger-HütenChristiane mit KopfschmuckAm Samstag um 12 Uhr waren wir dann im Stadion und guckten uns das letzte UVa-Heimspiel an. Obwohl ich Christiane so gut es ging die Regeln erklärte, sprang der Football-Funke nicht über – zumindest nicht so ganz. Auch riesige Schaumgummi-Hände konnten daran nichts ändern. Immerhin gewannen wir, ein nicht alltägliches Vergnügen hier in Charlottesville. Und da die Karte für meinen Schatz ja nichts gekostet hatte, gab es auch nichts zu meckern, so nach dem Motto: „Wenn ich dafür 20 Dollar gezahlt hätte, wäre ich jetzt enttäuscht.“

Der heutige Sonntag war sehr ruhig, denn wir hatten das erste Mal die Gelegenheit auszuschlafen – von der machten wir intensiv Gebrauch. Gleich nach dem Aufstehen – und mit einigen Pausen bis jetzt – wurde die Reiseroute nach New York geplant, Proviant gekauft, das Auto voll getankt und vor dem Fernseher gelegen. Ein typischer Sonntag eben. Also ein typischer Sonntag, an dem man sich auf eine 550 km-Fahrt in eine Weltstadt vorbereitet. Typisch halt.

Drei Deutsche beim US-Sport Nr.1Morgen (also in Deutschland schon heute) geht es um sieben Uhr los. Erstmal 550 km mit dem Auto, dann noch einmal ne Stunde mit der Bahn und zack; sind wir in New York. Vielleicht bekommen wir von dort aus ja einen kurzen Blogeintrag hin – da ich Christiane ganz sicher zum Apple-Store an der 5th Avenue schleppen werde, gehe ich mal schwer davon aus, dass dort geblogged werden kann. Ausführliches dann ab dem nächsten Wochenende.

Ich hoffe nur, dass der Kamera-Chip die Woche überlebt – der könnte arg heiß laufen in einer Stadt wie New York.

 


Tausend Worte

November 16, 2006

Eigentlich wollte ich mittlerweile meine Co-Autorin, meinen Schatz, Christiane, vorstellen und sie auch mal was schreiben lassen, aber die Zeit hier gestaltet sich dank der Uni und der damit verbundenen Arbeit mehr als stressig. Deshalb laden wir beiden erstmal nur Fotos hoch, denn, wie Christiane meinte, „sagen Fotos mehr als tausend Worte“. Und da im Moment keine Zeit für tausend Worte ist, werden die Fotos die Geschichte unser ersten beiden Tage in Washington und Virginia Beach erzählen müssen.

Hier die links zu den einzelnen flickr-Fotostrecken:

Washington

Virginia Beach

Spätestens zum Wochenende (also bevor wir nach New York fahren) werden Christiane und ich aber noch versuchen, einige Zeilen zu schreiben – wenn ich bis dahin das Buch fertig gelesen habe, dass ich für ein Paper lesen muss.


Endlich

November 8, 2006

Nach so viel Politik jetzt mal wieder zu etwas wichtigerem im Leben – der Liebe. Morgen kommt endlich Christiane mich besuchen. Ein Augenblick, auf den ich fast drei Monate warten musste.

Ich fahr von Charlottesville also morgen nach Washington und hole sie vom Flughafen ab, danach geht es dann erst in die Hauptstadt zum Sightseeing. Nach einer Übernachtung in D.C. gucken wir uns dann noch ein bißchen das hektische Treiben nach der Midterm-Wahl an und vielleicht sehen wir ja auch den vohin zurück getretenen Rumsfeld. Ah, ich wollte doch nicht schon wieder über Politik schreiben.

Danach geht es dann weiter die Ostküste runter. Nun bin ich mir aber noch nicht sicher, ob wir nach Jamestown (Ort der ersten permanente Besiedelung auf dem nordamerikanischen Kontinent in 1607) oder noch weiter südlich nach Virginia Beach fahren sollen – da Christiane dabei ist, ist mir das sowas von scheißegal, hauptsache wir machen das zusammen.

Ich bin also erstmal für ein paar Tage „Computer-los“ und werde daher auch keine Einträge schreiben können. Wenn wir aber wieder da sind gibt es dafür umso mehr zu berichten – und da wir beide gerne fotografieren, wahrscheinlich auch sehr viel zu sehen.

So, dann will ich mal die Wäsche machen und mein Zimmer aufräumen. Ach und mein Paper zu Ende schreiben. Ich will ja nicht unverrichteter Dinge nach Washington fahren.


Virginia macht es spannend

November 8, 2006

Ja, es ist spät und ja, ich sollte entweder im Bett liegen und von meinem Schatz träumen, oder zumindest hier am Laptop sitzen und an meinem Paper über die Berliner Luftbrücke arbeiten, aber manchmal ist Aktualität einfach so unglaublich wichtig, dass man alles andere stehen und liegen lassen muss, um etwas kund zu tun: Virginia macht es spannend.

Außerdem macht es auch noch Montana spannend, aber da wohn ich zur Zeit nicht, also erst später dazu mehr. Zurück zum Thema: In Virginia wird sich vielleicht das Rennen um den letzten Platz im Senat und damit eine Mehrheit für eine der beiden Parteien enscheiden.

Im Moment (4:26 Eastern Standard Time) liegt der Demokrat James Webb hauchdünn vor dem Republikaner George Allen. Hauchdünn heißt in diesem Zusammenhang, dass Webb zur Zeit mit knapp 7.847 Stimmen vorne liegt, bzw. (nach CNN-Angaben) mit 50 zu 49%. Das könnte sehr eng werden.

In Montana ist es noch etwas enger, auch dort liegt ein Demokrat namens Jon Tester nur 3.293 Stimmen vor dem GOP-Kandidaten Conrad Burns.

Der Hauptunterschied zwischen den beiden States ist jedoch, dass in Virginia schon 99% der Stimmen ausgezählt sind, in Montana nur 83%. Das sieht jetzt erst mal so aus, als können in Virginia gar nichts mehr passieren, in Montana aber noch eine ganze Menge. Das ist so nicht ganz richtig.

Gehen wir von einer durchschnittlichen Wahlbeteiligung von 50% aus, dann haben im Bundesstaat Virginia (7.2 Millionen Einwohner, also ca. 5 Millionen Wahlberechtigte) 2.5 Millionen Menschen ihre Stimme abgegeben. 99% der Stimmen sind schon ausgezählt, also fehlen noch gut 25.000 Stück.

In Montana hingegen, dem dünnbesiedelsten Bundesstaat der USA, leben 909.000 Menschen. Auch hier ziehen wir ca. 1/3 ab und sind somit bei ca. 600.000 Wahlberechtigten. 50% davon haben ihre Stimme abgegeben. Also 300.000. Von diesen Stimmen sind schon 83% ausgezählt, es fehlen als noch 17% – oder in anderen Worten/Zahlen: 51.000 Stimmen.

Im Endeffekt (wenn meine Rechnung sich mit den eigentlichen Zahlen deckt) sind in Montana noch doppelt so viele Stimmen auszuzählen, als in Virginia. Schon sieht der Unterschied zwischen einem Prozent und 17% nicht mehr ganz so groß aus.

Sollten beide States an die Demokraten gehen (was ich doch schwer hoffen will, schließlich hab ich einen Aufkleber von Webb getragen), würde nicht nur die Mehrheit der Sitze im House of Representatives an die Demokraten fallen, sondern auch der Senat. Und das würde George W. Bush zu einer „lahmen Ente“ machen, wie gestern die „Tagesschau“ und das „heute journal“ verkündeten. Dann wären die letzten zwei Bush-Jahre ziemlich mühseelig für George, weil die Legislative (Senat etc.) immer wieder gegen ihn stimmen könnte (und wahrscheinlich würde). Also ist ein Schmusekurs angesagt, was bei Bush mit ziemlicher Sicherheit eine gewisse Kurskorrektur beinhalten wird.

Die „NY Times“ nennt übrigens die gleichen Zahlen wie cnn.com. Und auch zwanzig Minuten nachdem ich diesen Beitrag angefangen habe, hat sich auf cnn noch nichts an den Zahlen geändert. Es bleibt spannend.

EDIT: Ich lag ja sowas von richtig mit meiner Wahlbeteiligungsprognose. Ich hatte 2.5 Millionen abgegebene Stimmen in Virginia geschätzt. Die „Washington Post“ spricht von 2.3 Millionen, sagt jedoch, dass schon 99.8% der Stimmen ausgezählt sind.

Edit II (11:26 ET): Beide Demokraten führen noch, in Montana sind die Stimmen jetzt auch zu 99% ausgezählt und in Virginia wird schon lautstark von einem „Recount“ der Stimmen gesprochen, den die Verfassung von Virginia dem Verlierer zuschreibt, wenn er/sie mit weniger als einem Prozent Unterschied verloren hat. Siehe hierzu cnn.com (Video).


Der Präsident am Telefon

November 7, 2006

Heute sind Midterm-Wahlen in den USA. Die meisten Prognosen sehen die Demokraten vorne, es könnte sein, dass Georg W. Bush heute seine Mehrheit im Congress verliert – was eine Weiterführung seiner Politik in den letzten zwei Amtsjahren sehr erschweren würde.

Der George sitzt also jetzt ins einem ovalen Büro und denkt drüber nach, was er macht, wenn die Demokraten genug Sitze ergattern können, um seiner Politik einen deutlichen Dämpfer geben zu können. Aber was denkt er wirklich? Mit wem redet er über seine Gedanken? Wer hält in dieser schweren Zeit zu ihm, wer spricht deutliche und (da er der Präsident ist) wahrscheinlich weniger deutliche Worte gegen ihn?

Das Präsidentenamt ist ein Kommunikationsjob, vieles läuft über die sicheren und ungesicherten Leitungen dieser Welt, selbst Kriege können am berühmten „roten Telefon“ entschieden werden.

Was George sich heute denken wird, worüber er mit seinen Vertrauten reden wird, werden wir wahrscheinlich nie erfahren. Wenn überhaupt wird es einige Jahrzehnte dauern, bis die Aufnahmen dieser Gespräche deklassifiziert und herausgegeben werden. Außerdem ist unklar, ob die Gespräche im Weißen Haus, sei es am Telefon oder im Oval Office überhaupt aufgezeichnet werden.

Das war nicht immer so. Von Roosevelt über Eisenhower bis hin zu Nixon (wobei Nixon den absoluten Höhepunkt darstellt) wurden die Gespräche des Präsidenten aufgezeichnet. Im Fall Nixon auf seinen Wunsch hin, manchmal aber auch ohne Genehmigung von höchster Stelle. In den letzten Jahren sind diese sogegannten „White House Tapes“ veröffentlicht worden. Vor dem Watergate-Skandal hatte Nixon noch gesagt, dass die Aufnahmen nie die Öffentlichkeit erreichen würden, da sie top secret Informationen beinhalteten – diese ach so geheimen Information (wie wir im Nachhinein wissen) hatten viel mit seiner Verwickelung in den Einbruch in das Watergate Hotel in Washington zu tun, ein Skandal, der ihn letztendlich das Amt kostete.

Hier am Miller Center des University of Virginia ist ein ganzes Team damit beschäftigt die Tapes auszuwerten und sie nach zeitlichen und inhaltlichen Gesichtspunkten zu ordnen. Viele Gespräche gibt es sogar mit Transcripts, da die Tonqualität des White House Tapes leider oft sehr zu wünschen übrig lässt.

Wir können zwar nicht wissen, was George W. Bush heute denkt, wir können aber hören, was Nixon in Gesprächen über den Watergate-Skandal sagte, wie Roosevelt mit hohen Army-Offizieren über den Ausgang des Krieges spekulierte und wie Lydon B. Johnson sich neue Hosen bestellt – und dabei mehr als einmal von seinen Eiern redet und der Notwenigkeit, dass die genug Luft zum „baumeln“ haben.

Das Archiv der „White House Tapes“ ist unglaublich umfangreich und wächst ständig, da immer wieder neue Tapes herausgegeben werden. Wenn man sich aber erst einmal mit dem Suchsystem angefreundet hat, kann man so einiges an Tagespolitik, die die Welt verändert und erschüttert hat, mit erleben und sehen, dass Politik nicht immer das ist, was sie in den Medien vorgibt zu sein.

whitehousetapes.org


Apfelernte

November 4, 2006

Äpfel sind gesunde Biester – meistens. Die einen mögen die grünen lieber, die anderen schwören auf den knackigen Biss der roten Exemplare. Viele finden auch Karamel-Äpfel gut, wobei die dann nicht mehr gesund sind. Dann wiederum – und hier zähle ich mich dazu – gibt es Leute, die auf die weißen, die schwarzen, und bei ausreichendem Budget, auch auf die silbernen Äpfel stehen.

Also ich bin absoluter Verfechter der weißen Äpfel, egal ob tragbar oder auf dem Schreibtisch, egal ob in der Hosentasche oder am Oberarm. Nun ist es aber so, dass man manchmal einfach über seinen Schatten springen muss; mal fünfe gerade sein lassen muss; sich mal aus dem Fenster lehnen sollte, um zu sehen, was es noch so anderes gibt. Also bin ich seit gestern stolzer Besitzer eines kleinen silbernen Apfels. Ich muss sagen, dass das Ding wirklich der mit Abstand kleinste Apfel ist, den es je gab und trotzdem kann man bis zu zwölf Stunden Spaß damit haben.

Das diese Äpfel nicht an Bäumen wachsen, sollte jedem mittlerweile klar sein, allein schon der Preis gibt genug Auskunft darüber. Aber das es einige (z. B. den neusten und kleinsten) nicht in Charlottesville gibt, ist schon ein Ding. Die anderen Äpfel findet man so ziemlich überall, in jedem spezialisierten Laden hängen sie in zig Ausführungen – nur leider nicht in der kleinsten.

Im Endeffekt hielten Martin und ich aber dann doch unsere beiden Äpfel in Händen – nicht ohne vorher 100 Kilometer gefahren zu sein, um sie zu kaufen. Aber was sind schon 100 Kilometer in Amerika? Ein Katzensprung.

Aber mal von vorne: Martin wollte sich einen iPod kaufen (für die ältere Generation, die noch über die weißen Äpfel nachdenkt: Apple ist der Hersteller von iPods und Computern, die es meist in weiß, schwarz oder silber gibt). Und so kaufte sich Martin einen iPod, genauer gesagt einen 80 Gigabyte fassenden iPod für knapp 375 Dollar (ca. 312 Euro, der selbe iPod kostet in Deutschland 379 Euro). Auf diesen Player passt eine gesamte Musiksammlung, aber er ist ziemlich klobig und nicht allzu leicht. Daher entschloss sich Martin gleich noch einen zweiten, kleineren iPod zu kaufen. Wenn schon, denn schon.

Wie gesagt gab es in Charlottesville keinen Laden, der den neuen „iPod shuffle“ schon im Programm hatte – nicht verwunderlich, denn der MP3-Player war am selben Tag auf den Markt gebracht worden. Nachdem wir in vier verschiedenen Elektronik-Geschäften nachgefragt hatten, waren wir uns sicher, dass es nur eine Lösung für unser Problem gab: einen Apple-Store.

Um es kurz zu machen: Charlottesville ist einfach nicht groß genug um einen eigenen Apple-Store zu haben, also mussten wir kurzerhand nach Richmond fahren – 100 Kilometer eine Das Tour-PlakatStrecke, aber was macht man nicht alles, um als einer der ersten den neusten iPod zu besitzen. Nach dem Rudertraining (also Martin’s Training) ging es dann auch prompt los, der Jeep wurde über die Interstate gejagt und offenbarte plötzlich Schwächen. Im höchsten Gang begann der Motor bei mehr als 3.500 Umdrehungen pro Minute zu stottern und man fiel wieder unter die 3.500-Marke. Komisch, dachten wir uns, aber egal, 65 mph waren trotzdem locker drin. Außerdem ging es nicht um den Jeep (der uns übrigens weniger hat als Martins zwei iPods), sondern um die Äpfel.

Short Pump MallNach ungefähr einer Stunde kamen wir in Richmond an (übrigens die Landeshauptstadt von Virginia) und fuhren von der Interstate an der „Short Pump Mall“ ab, einem riesigen Einkaufszentrum, in dem wir fünfmal auf den Lageplan gucken mussten, um uns zurecht zu finden. Wir irrten also zwischen den ganzen Geschäften umher und plötzlich leuchtete in einiger Entfernung unser ganz persönlicher „Stern zu Bethlehem“ auf – das weiße Apple-Logo über dem Eingang zum Apple-Store.

Apple Store innenWie die heiligen drei Könige (minus Weihrauch und minus den dritten Mann) zogen wir in die heiligen Hallen ein und waren erschlagen von Macbooks, Mac minis, iMacs, iPods und allem erdenklichen Zubehör. Es ist für Aussenstehende schwer nachvollziehbar, wie wir uns gefühlt haben. Nur um eine Vorstellung unserer Verzückung zu bekommen, kann man gleich bei den drei Königen bleiben: die haben sich wahrscheinlich so gefühlt, als sie Jesus zum ersten Mal sahen.

Ich hab mal gelesen, dass Apple-Stores fast schon wie Touristen-Atrraktionen Apple Store in der Short Pump Mall in Richmond, Va.gehandhabt werden, Leute machen Fotos, gucken sich die Ausstellungsstücke an und kaufen dann was im Gift-Shop (engl. für Museums-Laden). Martin kaufte sich also den neuen „iPod shuffle“ und irgendwie muss mir auch Geld aus der Tasche in die Hände des Verkäufers gerutscht sein, denn plötzlich hielt auch ich einen kleinen shuffle in der Hand. Und was ein süßes Teil diese Winzling doch ist:

 

www.apple.com // all rights reserved

Ein Gigabyte Speicher, zwölf Stunden Batterie und einen Clip zum Tragen am Hemdkragen oder sonst wo. Und das alles nur für 79 Dollar, wovon Martin 25 bezahlte, weil er die mir noch schuldete, da ich ihm meinen gewonnenen Gutschein für den großen iPod überlassen hatte.

Und so ging es dann wieder mit 65 mph zurück auf die Interstate Richtung Charlottesville – nicht ohne den obligatorischen Starbucks-Chai-Tea-Latte im Pappbecher.

Zwei Bekloppte mit der ErnteResümee des Tages: Apple hat sich an uns (vor allem an Martin) eine goldene Nase verdient. Insgesamt gingen für drei MP3-Player knapp 550 Dollar drauf, Sprit nicht eingerechnet. Aber wir haben nicht nur Geld ausgegeben, sondern auch was gelernt. Jawoll, gelernt.

 

In einem Land, in dem man von Küste zu Küste mindestens zwei Wochen mit dem Auto fährt sind 100 Kilometer wirklich ein Katzensprung. Kein Wunder also, dass wenn Amerikaner sagen, etwas sei „in der Nähe“, dass man mindestens eine Stunde Fahrt einkalkulieren muss. Aber eine Stunde auf der Interstate in den Ledersitzen eines Jeep Wagoneers mit der Musik vom iPod ist fast wie im Wohnzimmer – nur schneller.

Alle Fotos des Tages wie immer im Flickr-Album.